85 Namen, 85 Leben. Aktion gegen Femizide in Baunatal

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen* fand am 25. November eine öffentliche Gedenk- und Mitmachaktion auf dem Marktplatz in Baunatal statt. Es wurde auf die erschreckende Zahl von Femiziden, auf strukturelle Gewalt sowie auf fehlende Schutz- und Unterstützungsangebote hingewiesen. Unter den Rednerinnen war auch die Kreistagskandidatin Laura Maschke, die am Beispiel des Falls von Linda G. zeigte, wie lange Gewalt oft unsichtbar bleibt und wie gefährlich Trennungssituationen für viele Frauen* sind.

Im Anschluss wurden alle bis zu diesem Tag bekannten 85 Femizidfälle des Jahres 2025 nacheinander verlesen. Die Namen und Daten der Getöteten wurden um einen kunstvollen Grabstein herum ausgelegt. So wurde sichtbar gemacht, dass hinter jeder Zahl ein Mensch steht, ein Leben und eine Geschichte.

Gewalt gegen Frauen* zeigt sich auf vielfältige Weise. Sie reicht von körperlichen Übergriffen und sexualisierter Gewalt über psychische Gewalt durch Demütigung, Drohung und Kontrolle bis hin zu Isolation, Manipulation, ökonomischer Abhängigkeit und digitaler Überwachung durch Stalking und Ausspähung. Gewalt beginnt oft lange vor sichtbaren Verletzungen und bleibt im Alltag häufig unsichtbar.

Besonders gefährdet sind Frauen* in Trennungssituationen, Frauen* mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen, migrantische und queere Frauen* sowie Frauen* in finanziell prekären Lebenslagen.Mehrfachdiskriminierung erhöht das Risiko von Gewalt zusätzlich und erschwert den Zugang zu Schutz und Unterstützung.

Während der Veranstaltung kam es zu verbalen Anfeindungen, Bedrängungen und Drohungen durch Männer. Ein polizeilicher Schutz war trotz vorheriger Hinweise auf Gewaltandrohungen sowie trotz mehrerer Vorfälle vor Ort nicht gegeben, da keine Kapazitäten verfügbar seien. Für diesen Umstand wurde sich später entschuldigt. Das macht erneut deutlich, wie wenig Schutz und Ernsthaftigkeit Frauen* auch auf institutioneller Ebene noch immer erfahren. Dennoch wurde ein klares Zeichen für Solidarität, Gedenken und politische Verantwortung gesetzt.

Das Sternchen in Frauen* weist darauf hin, dass der Begriff bewusst offen verstanden wird. Der Begriff schließt nicht nur cis Frauen ein, sondern auch trans Frauen, inter Personen, nichtbinäre und agender Personen, die von frauenbezogener Gewalt oder Diskriminierung betroffen sind.